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Auswertung der Befragung

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Auswertung der Befragung von Schülern an Förder- und Oberschulen des Landkreises Görlitz zur Berufsorientierung, Berufswahl und beruflichen Zukunft

wie der

wie der Ausgestaltung von Betriebsbesichtigungen, Praktika u. ä. Elementen vor Ort. Eine gemeinsame Veranstaltungsreihe mit den Kammern und weiteren Interessenvertretungen der Wirtschaft wäre hier sinnvoll, um für diese Thematik zu sensibilisieren und gute Erfahrungen weiterzureichen. Insbesondere kleinere Unternehmen sind von den zurückgehenden Bewerberzahlen betroffen. Hier gilt es, die Kräfte zu bündeln, um das Potenzial der Betriebe sichtbar zu machen. Möglich sind gemeinsame Marketingaktivitäten oder auch eine Zusammenarbeit bei der Besetzung von Lehrstellen. Etablierte Instrumente und Projekte wie Praktika, „Schau rein! Woche der offenen Unternehmen“, INSIDER, INSIDERTREFF u. ä. müssen noch stärker genutzt werden, um Talente frühzeitig zu entdecken und zu binden. Eine Handreichung des JOBSTARTER-Projektes von Lausitz Matrix zum strategischen Talentemarketing ist bereits erarbeitet und steht als Arbeitsmaterial zur Verfügung. ELTERN ALS BERATER FÖRDERN Trotz des weiteren Vormarschs des Internet bleiben die Eltern die wichtigsten Berater für die jungen Menschen. Um diese Rolle erfolgreich auszufüllen, benötigen Eltern regelmäßige Informationen und Austausch. Die bewährte Form von Elternabenden, Elternbriefen etc. sollte aus diesem Grund in enger Abstimmung mit den Berufsberatern der Agentur für Arbeit fortgesetzt werden. Zusätzlich regen wir an, dass bereits etablierte Veranstaltungen wie „Schau rein! Woche der offenen Unternehmen“ um einen „Familientag“ ergänzt werden. An diesem Tag können teilnehmende Unternehmen ihre Veranstaltungen in den frühen Abendstunden durchführen, damit berufstätige Eltern gemeinsam mit ihren Kindern vorbeischauen können. Formate wie die „Spätschicht“ in Zittau sollten langfristig etabliert und möglicherweise auf weitere Städte im Landkreis Görlitz ausgedehnt werden. Der INSIDERTREFF als Höhepunkt der Berufsorientierung im Landkreis Görlitz sollte um inhaltliche Angebote erweitert werden, die der ganzen Familie Anreize bieten. Eine INSIDER-Rallye ist als erste Maßnahme bereits für 2017 geplant. SOZIALE UNGLEICHHEITEN BERÜCKSICHTIGEN Kinder aus Familien, die von Arbeitslosigkeit betroffen sind, scheinen beim Übergang von der Schule in den Beruf benachteiligt zu sein. Die Ergebnisse der Befragung liefern entsprechende Hinweise. Jugendliche aus dieser Gruppe verlassen die Schule häufiger mit einem niedrigeren Abschluss, sind unsicherer bezüglich ihrer beruflichen Zukunft, fühlen sich schlechter vorbereitet und schauen insgesamt pessimistischer auf die Region und ihr eigenes bevorstehendes Berufsleben. Außerdem sind sie deutlich seltener in Vereinen aktiv, was gerade im Hinblick auf das Trainieren der sogenannten Soft Skills sowie das Bilden persönlicher Netzwerke von Nachteil sein kann. Um soziale Ungleichheiten abzufedern, schlagen wir vor, diese Jugendlichen noch gezielter als bislang zu unterstützen. Konkrete Möglichkeiten bilden die Inanspruchnahme von Förderprogrammen wie die „Assistierte Ausbildung“ der Bundesagentur für Arbeit. Bereits bestehende Unterstützerstrukturen wie die an den Schulen eingesetzten Berufseinstiegsbegleiter und Schulsozialarbeiter sollten stärker miteinander vernetzt werden. Zum einen, um den Erfahrungsaustausch zu unterstützen. Zum anderen, um einen verbesserten Informationsfluss im Hinblick auf passgenaue Angebote für die Gruppe sozial benachteiligter Jugendlicher sicherzustellen. Dritter Schwerpunkt ist eine Sensibilisierung der Ausbildungsbetriebe, für diese Jugendlichen verstärkt praktische Möglichkeiten der Erprobung anzubieten, um unabhängig von Zensuren eine Ausbildungsfähigkeit einschätzen zu können. Um lernschwächere Schülerinnen und Schüler in der Praxis besser kennenzulernen, bietet sich als betriebliche Ausbildungsvorbereitung die Einstiegsqualifizierung an, aus der – im Vergleich zu anderen berufsvorbereitenden Maßnahmen – überdurchschnittlich viele Jugendliche in eine Ausbildung einmünden. Partner für die Umsetzung dieser EQ ist die Agentur für Arbeit. „WEICHE“ STANDORTFAKTOREN IN DEN FOKUS NEHMEN Es wird immer eine Gruppe von Jugendlichen geben, die nach der Schule ihre Heimat verlässt. Solche festgelegten Abwanderungswünsche sind durch keinerlei Maßnahmen zu ändern. Die Konzentration sollte jenen gelten, die unsicher sind. Für sie zählen nicht nur die „harten“ beruflichen und wirtschaftlichen Aussichten. Andere Aspekte, die den Wunsch hierzubleiben verstärken, müssen im Sinne einer nachhaltigen Regionalentwicklung 32

edacht und fachgebietsübergreifend weiterentwickelt werden. Dazu gehört insbesondere die Stärkung des Ehrenamts, um die Vielfalt an außerschulischen Angeboten auf Vereinsebene aufrecht zu erhalten. Ob in Sport, Kultur oder anderen Feldern: Die sinnvolle Freizeitbeschäftigung fördert die Entwicklung unserer Kinder und Jugendlichen, knüpft positive persönliche Netzwerke und schafft Bindung über das eigene Umfeld an die Region. Gleichzeitig verbessern sich persönliche Eigenschaften wie Teamfähigkeit, Durchhaltevermögen und das Meistern von zwischenzeitlichen Rückschlägen. Aus der Gruppe dieser Jugendlichen, die ihre Freizeit derart aktiv verbringen, streben doppelt so viele das (Fach-)Abitur an, wie bei den Schülern, die nicht im Verein sind. Auch der Anteil, der voraussichtlich den Realschulabschluss erreicht, liegt bei den Vereinsmitgliedern um 13 Prozentpunkte höher. In der Kommunikation sollten deshalb noch stärker als bisher den vielen Vereinen und Initiativen Plattformen geboten werden, um über ihre Angebote zu berichten und für sich zu werben. Ebenso hilfreich ist die persönliche Ansprache von Sponsoren aus der Wirtschaft. Für Ausbildungsbetriebe bietet die Unterstützung von Vereinen und Initiativen eine doppelte Möglichkeit sich fördern einzubringen: Zum einen wird die regionale Entwicklung unterstützt, zum anderen machen sich die Unternehmen einen guten Namen – direkt bei den Azubis von morgen. GESCHLECHTERPERSPEKTIVEN BERÜCKSICHTIGEN Mädchen bewerten die regionale Ausgangslage deutlich kritischer als Jungen und wollen dreimal so häufig die Region verlassen wie ihre männlichen Altersgenossen. Trotz einer seit vielen Jahren andauernden Förderung von Projekten, die Geschlechterrollen bei der Berufswahl überwinden wollen, bleiben die Mädchen zudem in den tradierten Berufswünschen verhaftet. Im Gegensatz zu den Jungen, die sich – ablesbar an der starken Zunahme des Berufswunsches „Erzieher“ – in vormals weiblich dominierte Berufe bewegen. Dieses „Phänomen“ sollte durch eine Kooperation mit den Fachleuten der Hochschule Zittau-Görlitz näher beleuchtet werden. Die entsprechende Expertise ist insbesondere durch das TRAWOS-Institut gegeben, das die Verbleib-Chancen junger Frauen in der Oberlausitz erforscht hat. Von einer solchen Zusammenarbeit erhoffen wir uns passgenaue Handlungsstrategien im Hinblick auf die Angebotsausgestaltung und eine verbesserte geschlechterspezifische Kommunikation. Die verstärkte Bildung von weiblichen Mentorinnen/Mentee-Tandems im Rahmen des Projektes „IMPULS REGIO“ wird in der Fläche zwar keine hohen Teilnehmerzahlen bewirken, kann über eine geschickte Kommunikation von Ergebnissen und Erlebnissen aber positive Effekte erzielen. Angesichts der kritischen Betrachtung junger Frauen sollte der Landkreis außerdem ein verstärktes Augenmerk darauf legen, wie der bundesweite Aktionstag „Girls‘ & Boys‘Day“ stärker als bisher in den Fokus unserer jungen Menschen kommt. Hier ergab die Befragung einen hinteren Rang im Vergleich zu den anderen Angeboten der Berufsorientierung sowohl was die Bekanntheit betrifft als auch die Einschätzung der Wirksamkeit. Eine Einbindung in die gut funktionierenden Angebote des INSIDER-Pakets könnte bei der Ansprache der Unternehmen als auch bei der Vermarktung der Angebote an die Schulen und damit an die Schülerinnen und Schüler hilfreich sein. BERUFSORIENTIERUNG MIT AUGENMASS Um die Berufsorientierung als Aufgabe der Schule noch weiter qualitativ zu verbessern und noch erfolgreicher in den Schulalltag zu verankern, benötigt die Schule Unterstützung durch regionale Partner, die über Erfahrungen in der prozessorientierten Beratung auch in Bezug auf geschlechtersensible Themen, in der Durchführung von Kompetenzfeststellungsverfahren bzw. in der Erläuterung der regionalen Arbeitswelt verfügen. Gute Arbeit leisten hier bereits die Berufsberater, Praxisberater und Berufseinstiegsbegleiter. Schulen dürfen allerdings nicht mit Angeboten von Projekten und Projektträgern überhäuft werden, da der zeitliche Aufwand durch die Schule nicht mehr zu bewältigen ist. Schule muss immer die Wahl haben, das zu tun, was in das Schulkonzept zur Berufsorientierung passt. Unter Beachtung der Regionalität des Landkreises Görlitz sollte über die Koordinierungsstelle eine Vorauswahl getroffen werden, welche Projekte und Veranstaltungen man an die Schulen weiterreicht. Basis für eine solche koordinierende Funktion ist der stets aktuelle Überblick über Angebot und Nachfrage, sprich, welche Schulen benötigen für welche Elemente der Berufsorientierung Unterstützung von Dritten. Und welche externen Anbieter (Projektträger, Wirtschafts- und Branchenverbände aber auch Ausbildungsbetriebe) wünschen sich einen schulischen Partner für die Umsetzung von Vorhaben. 33

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