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Chronik der Naturschutzarbeit (Band I)

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Naturschutzarbeit im Landkreis Löbau-Zittau

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• • • • • • • • • • • • • • • • Naturschutz • • • • • • • • • im • • Wandel • • • • • der • • • Zeit • • • • • • • schreitet der Verlust von Biotopen und Arten mit rapider Geschwindigkeit voran. Befindet sich der Naturschutz im freien Fall? Zweierlei ist nötig, um diesem Missverhältnis zu begegnen: Zum einen müssen die Industriestaaten erhebliche Geldsummen auf den Tisch legen. Die zumeist armen Länder, die über die größte Artenvielfalt verfügen, sind auf Unterstützung angewiesen, nicht nur, um die wichtigsten Gebiete effektiv zu schützen. Zum anderen brauchen die Umweltschutzgremien der UNO reale Macht. Sobald es aber um Geld und Macht geht, ist es mit der globalen Einigkeit schnell vorbei. Viele Industriestaaten lehnen rechtlich verbindliche Regeln für Konzerne, die Naturressourcen nutzen, oder finanzielle Verpflichtungen entschieden ab. Die Bankenkrise hat uns gezeigt, wie es gehen könnte, wenn bei Gefahr finanziell gehandelt werden muss. Nur besteht eben doch ein gravierender Unterschied zwischen dem vermeintlichen Wert der Finanzwirtschaft und dem tatsächlichen Wert der Natur. Auch vor dem Freistaat Sachsen macht diese Entwicklung nicht halt. Der Umweltbericht der Staatsregierung von 2007 zeichnet ein trauriges Bild. So heißt es ganz nüchtern: „Die aktuelle Situation für den Großteil der vom Aussterben bedrohten Pflanzenarten hat sich in den letzten Jahren weiter verschlechtert. Sehr hart trifft es die in Sachsen lebenden Tierarten.“ Im Klartext bedeutet das: Mehr als 50% der Wirbeltierarten Sachsens stehen auf der „Roten Liste“ der bedrohten Arten. Der NABU hat in Gesprächen mit Parlamentariern, im Umweltministerium, auf Tagungen, in den Medien und in mehreren Schreiben an die Minister auf die bedrohliche Situation aufmerksam gemacht. Außer vielen Worten und Willensbekundungen gab es leider keine greifbaren Ergebnisse. Im Gegenteil; 2008 war für den Naturschutz im Freistaat Sachsen kein gutes Jahr. Die Funktional- und Verwaltungsreform war der erste Schlag. Etwa 300 Millionen (!) Euro hat es sich der Freistaat kosten lassen, Bürgerferne zu programmieren, gewachsene Verbindungen zu kappen, die Umweltfachbereiche bei dieser Gelegenheit endgültig zu zerschlagen und die Fachleute in alle Winde zu zerstreuen. Das Auslaufen der Naturschutzrichtlinien bedeutete 2008 auch, das Ende der Schutzgebietsbetreuung durch den NABU. Bis Anfang 2008 wurden vom NABU Sachsen viele bedeutende Naturschutzgebiete betreut, darunter so einzigartige wie das Presseler Heidewald- und Moorgebiet, die Eschefelder Teiche und die Mulde-Aue. Die Verordnungen mit Ge- und Verboten, die es für diese Gebiete gibt, sind aber keinen Pfifferling wert, wenn ihre Einhaltung von niemandem kontrolliert wird. Und diese Kontrolle ist nun mal bei einem Naturschutzverein in den besten Händen. Zu all dem hinzu kam 2008 das Fördermittelchaos bei der Biotoppflege – eine große Belastung für alle Gruppen, die sich mit Biotoppflege befassen. Und es wurde uns ein neuer Umweltminister beschert, mittlerweile der siebente. Keine guten Rahmenbedingungen, um den Naturschutz zu einem höheren Stellenwert in der Gesellschaft zu verhelfen. Keine guten Rahmenbedingungen auch für die Lösung der eigenen Aufgaben, die da heißen Mitgliedergewinnung und Konsolidierung der Finanzen. In diesem Zusammenhang sind die großen Anstrengungen zu erwähnen, die der NABU-Landesverband derzeit für die Weiterführung seiner Naturschutzstationen unternimmt. Die Stationen wurden vom NABU nach der Wende mit hohem Mitteleinsatz und großem ehrenamtlichen Engagement aufgebaut und erhalten. Über die Jahre sind so regionale Zentren der Umweltbildung und des Naturschutzes entstanden, die einen regen Zuspruch in der Bevölkerung, bei Fachpublikum und bei 119

Schulen finden, einen ausgezeichneten Ruf haben und zum Teil sogar weit über die Landesgrenzen hinaus bekannt sind. Der NABU hat mit den Naturschutzstationen geholfen, in grade zu idealer Weise Aufgaben des Landes insbesondere bei der Umweltbildung zu erfüllen. Mit teilweise abenteuerlichen Fördermittel-Modellen haben sich diese Einrichtungen bisher personell über Wasser gehalten; jetzt sind sie existenziell gefährdet. Doch leider haben wir trotz vieler Bemühungen den Freistaat zu keinerlei Engagement für diese wichtigen Einrichtungen bewegen können. Das alles zeigt uns: Auch in Zeiten des Klimawandels, des Verlustes an Biodiversität und des Artensterbens hat der Naturschutz in Sachsen – wie auch anderswo – noch immer keine Lobby unter den Politikern! Doch gerade deshalb sind unsere Arbeit und das Engagement der vielen ehrenamtlichen NABU-Aktiven so ungeheuer wichtig und unersetzlich. Zudem gibt es auch Tatsachen, die Hoffnung machen ….“ Der Naturschutz ist von jeher ein Themenbereich, welches überwiegend von Idealisten betrieben wird. Die Vergangenheit war ausschließlich durch „konservierenden“ Naturschutz gekennzeichnet. Flächeneigner, Nutzer, Besucher und Behörden wurden nach Möglichkeit von Naturschutzobjekten ferngehalten. Diese Verhaltensdogmen wirken teilweise bis heute fort. Informationen werden teilweise nur sehr spät oder gar nicht an die untere Naturschutzbehörde geleitet, was nicht selten Auswirkungen auf die Entscheidungsfindung hat. Seit ca. zehn Jahren ist aber ein deutliches Bemühen zu einem in der gesamten Fläche wirkendem progressiveren Herangehen von Seiten des Naturschutzes zu spüren. Nach wie vor unbefriedigend ist die Einbeziehung und Teilhabe der Bevölkerung an den vorhandenen Naturschönheiten.“ 9.3.2010 Gert Hofmann Nachwuchsförderung im Naturschutz? – Aber ja! „In den Naturschutzvereinen fehlt Nachwuchs“, hörten wir bei den Befragungen zur Chronik die Vertreter der ehrenamtlichen Vereine oft klagen. Vor der Realität kann keiner die Augen verschließen. Das Durchschnittsalter in den Vereinen wird immer höher. Wo sind die engagierten jungen Leute im Zeitalter von Computer und Fernsehen? Interessieren sie sich tatsächlich nicht mehr für die Natur? In unserer täglichen Arbeit mit Kindern im Vor- und Grundschulalter machen wir andere Erfahrungen. Ganz besonders bei unseren Jüngsten. Sehr aktiv sind in unserem Landkreis die Kindergärten. Seit dem Jahr 2000 veranstaltet das Naturschutzzentrum „Zittauer Gebirge“ Umweltprojekte für Kinder im Vorschulalter. Mit unserem Umweltpuppentheater geht es jährlich auf eine neue Entdeckungsreise in die Natur. In jedem Jahr gibt es dazu auch einen Forschungsauftrag für die Kindergärten, der immer wieder unter einem anderen Naturthema steht. Ca. 20–30 Kindergärten aus dem Bereich des Kreises Löbau-Zittau nehmen an den jährlichen Umweltprojekten des Naturschutzzentrums teil. Sie hören nicht nur zu, sondern sie bleiben dran am Thema und praktizieren ganz hervorragende Umweltbildung in ihren Einrichtungen. Die vielen Anmeldungen zu unseren Projekten beweisen, wie groß das Interesse an Naturthemen ist. Die tollen Projektdokumentationen und Exponate, die alljährlich zum Weltkindertag bei uns von den Kindergärten eingereicht werden zeigen, wie aktiv und kreativ und mit welcher Freude in unseren Kindereinrichtungen Umweltbildungsarbeit betrieben wird. Leuchtende Kinderaugen an unseren Infoständen und Aktivstationen oder bei Wanderungen beweisen die Begeisterungsfähigkeit unserer Jüngsten. Auch die Grundschulen nehmen unsere Projekte und Themen jedes Jahr gut an. Viele Schulen haben außerdem ein großes Interesse daran, eine Natur-AG in ihr Ganztagsangebot zu integrieren. 120

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