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Chronik der Naturschutzarbeit (Band II)

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Naturschutzarbeit im Niederschlesischen Oberlausitzkreis (NOL)

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• • • • • • • • • • • • • • • • • • Naturschutzarbeit • • • • • • • • • • • • • nach • • • 1989 • • • • • • • • Raritäten im Lekve-Park „Was die Natur erschuf in ewig erhabener Schönheit, das ordnet der Mensch nach den Regeln der Kunst“, schrieb einst Johann Wolfgang von Goethe. Dies trifft auch auf den Lekve-Park in Reichenbach zu. Inmitten der Stadt, verborgen hinter felssteinernen Mauern, befindet sich der Lekve-Park. Benannt ist er nach seinem Gestalter Bernhard Lekve. Lekve war einer der ersten Lehrer und Assessor der so genannten „Oberschule in Aufbauform“, die aus dem ehemaligen Lehrerseminar (ab 1866) auf der Löbauer Straße hervorging. Der zugehörige, fast einen Hektar große Park, erstreckt sich von dem roten Backsteingebäude bis hin zur Bahnhofsstraße. „Seine damalige Nutzung war allerdings eine ganz andere“, erzählt Fritz Biens. Der 82-Jährige muss es wissen. Zum einen schrieb Biens die Chronik über den kleinen botanischen Garten, zum anderen war er an dessen Aufbau mit beteiligt. „1935 kam ich nach Reichenbach, um den Lehrerberuf zu erlernen.“ Die Schule, in dessen Gebäude sich gleichzeitig das Internat befand, war weit über die Grenzen Reichenbachs bekannt. Fritz Biens erinnert sich, „dass selbst Schüler aus Hoyerswerda, Spremberg oder Danzig hier lernten.“ Deren Vorgänger sollten schon um 1869 den Umgang mit der Natur begreifen. Um einen gewissen Nutzen zu erzielen, pflanzte man damals auf das Territorium Obstbäume und Sträucher. Wahrscheinlich hatten die Zöglinge jedoch kein Faible für eine Obstplantage, mutmaßt Biens. So wichen die Obstbäume Gehölzen mit parkähnlichem Charakter. Sie wurden durch Nadelgehölze ersetzt. Eine alte, handgemalt wirkende Karte gibt Aufschluss über die ehemaligen Gestaltungsabsichten. In der Legende dieser Karte erscheinen Namen wie Pestalozzi, Bismarck oder Wätzoldt. „Die heute noch vorhandenen Eichen erhielten Namen nach bekannten Persönlichkeiten“, klärt Fritz Biens auf. Damals diente der Park auch den Seminaristen zur Erholung. Gleichzeitig waren sie mit dessen Pflege betraut. Die Anlage verwilderte während des Ersten Weltkrieges zusehends. Bernhard Lekve sollte auf Bitte des Schuldirektors die Neugestaltung des Parks übernehmen. Die Wirtschaftskrise ließ jedoch keine finanziellen Spielräume zu. Fazit für die Schule: Selbsthilfe! Aus Lehrer Lekve wurde ein Gärtner. Er leitete Umgrabungen, Rasenaussaat, Hecken- und Baumpflanzungen oder die Entfernung beschädigter Gehölze an. Der damalige Schüler Fritz Biens zeigt auf die Landschaftskarte: „Hier stehen vier Fichten. Eine davon war krank, die musste ich umsägen. Das war meine erste Arbeit im Park. Da floss so mancher Tropfen Schweiß.“ Brenzlig erwies sich die Situation im Zweiten Weltkrieg. Der Park lag brach, denn die deutsche Armee errichtete hier ein Munitionslager. Als in der letzten Kriegswoche Reichenbach bombardiert wurde, entstand nicht nur an der Schule großer Schaden. Im Munitionslager landete ein Treffer und eine gegenüberliegende Villa und große Teile des Parks wurden zerstört. Bernhard Lekve kehrte 1946 wieder an seine Schule zurück und begann zusammen mit Schülern mit dem Aufräumen. Holzreste erhielt die Bevölkerung. 1952 konnten Bäume und Sträucher gepflanzt werden. Heute entdeckt der botanisch Interessierte so manches Kleinod. Urwaldmammut- oder Ginkgobaum fühlen sich in Reichenbach ebenso heimisch, wie der Trompetenbaum, die mandschurische Walnuss oder der Perückenstrauch. Fast zu jedem Gewächs gibt es eine kleine Geschichte … Von Constanze Prau (Ausschnitt), SZ, Görlitzer Zeitung vom 1. 8. 2002 153

154 Lausitzer Rundschau 2001, Artikel ohne nähere Bezeichnung, Archiv der UNB Landkreis Görlitz

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