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Chronik der Naturschutzarbeit (Band II)

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Naturschutzarbeit im Niederschlesischen Oberlausitzkreis (NOL)

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• • • • • • • • • • • • • Naturschutzverbände • • • • • • • • • • • • • • • • und • • • -vereine • • • • • • • • • • Geschichte Gründung bis 1945 Am 10. April 1811 gründeten der Tuchkaufmann Johann Gottlieb Krezschmar und acht weitere Mitglieder der Tafelrunde im „Blauen Löwen“ (einem Vereinslokal am Obermarkt in Görlitz) die „Ornithologische Gesellschaft zu Görlitz“ (vulgär die Vogelgesellschaft genannt). Bei der ersten Hauptversammlung Ende 1811 traten sechs Mitglieder bei. 1812 erschien ein Spottartikel im Sächsischen Postillion in Löbau, auf den ein lautstarker Streit unter den Mitgliedern ausbrach. Fünf Mitglieder erklärten daraufhin den Austritt. 1813 war nicht nur für die Oberlausitz verhängnisvoll und zerstörend, sondern löste auch die Gesellschaft bis auf zwei Mitglieder auf. Durch diese beiden wurde die Gesellschaft im Jahr 1816 nach der Teilung der Oberlausitz aufs Neue wieder ins Leben gerufen. Die Ornithologische Gesellschaft benannte sich in einer außerordentlichen Versammlung am 13. Mai 1823 in „Naturforschende Gesellschaft zu Görlitz“ um, um die Ausweitung der Interessen auch namentlich kenntlich zu machen. Es konnten namhafte Mitglieder gewonnen werden, so auch der Forstrat Johann Matthäus Bechstein als erstes auswärtiges Ehrenmitglied. Am 28. Oktober 1827 erhielt die Naturforschende Gesellschaft durch eine königliche „Cabinets-Ordre“ die Rechte einer privilegierten Gesellschaft und deren Statuten wurde die landesherrliche Bestätigung erteilt. Eine eigene Bibliothek wurde 1830 angelegt und Johann Gottfried Theodor Sintenis als Bibliothekar mit der Verwaltung von 434 Bänden beauftragt. 1842 verfügte die Bibliothek schon über 2084 Bände und 1875 war sie auf 7910 Bände angewachsen. Die Bibliotheksbenutzung war erst nur den Mitgliedern vorbehalten, ab 1882 öffnete sie für interessiertes Publikum jeden Mittwochnachmittag. Die Publikation der wissenschaftlichen Arbeiten verursachte hohe Kosten, so dass die Gesellschaft häufig in Geldnöte geriet und sich mehrfach an der königlich preußischen Klassen-Lotterie beteiligte – jedoch mit mäßigem Erfolg. 1833 konnte sie aber 210 Thaler in der Lotterie gewinnen, um damit alte Schulden zu begleichen und wichtige Bücher zu erwerben. Die Gesellschaft wechselte vorwiegend aufgrund steigender Sammlungsgröße des Öfteren deren Räumlichkeiten. Nach dem Lokal „Blauer Löwe“, wo die ersten Treffen stattfanden, das aber wegen Verkaufs nicht länger verfügbar war, wurde ab 1820 ein neues Vereinslokal auf dem Handwerk beim Stadtkoch Eling für zehn Thaler jährlich gemietet. Diese Räume reichten alsbald auch nicht mehr aus. Es wurde 1823 ein geeignetes Vereinslokal beim Coffetier Augustin in der Straße Kummerau No. 932 (Heilige-Grab-Straße) gefunden, wo eine einfenstrige Stube zur Aufstellung der Sammlungen und eine Kammer zur Aufbewahrung des Räucherkastens für jährlich acht Thaler gemietet wurde. Während des Sommers 1824 nahm die Gesellschaft, nach gerade einem Jahr im Augustin’schen Kaffeehaus, wiederum einen Lokalwechsel vor. Im Gast- 221

haus „Blauer Hecht“ in der Neiße-Vorstadt (auf heute polnischer Seite) fand man bei Gastwirt Joh. Gottfried Jackisch für einen jährlichen Mietzins von 14 Thalern ein nach der Neiße zu gelegenes, fünffenstriges ehemaliges Billardzimmer. Man siedelte abermals 1829 in den Gasthof „Zur Goldenen Krone“ (ehemals „Blauer Löwe“) über, in dem die Gesellschaft sich ehemals gegründet hatte. Die Gesellschaft bekam für einen Mietzins von jährlich 30 Thalern die große dreifenstrige sogenannte Schenkstube in zwei Piecen vergrößert sowie Küche und Gewölbe mit je einem Fenster zu den Sammlungsräumen. 1846 wurden für die Sammlungsunterbringung im ersten Stock der Peterstraße 3 für 50 Thaler jährlich drei geräumige Zimmer angemietet. Nach diesem mehrfachen Wechsel der Räumlichkeiten innerhalb der Stadt baute die Naturforschende Gesellschaft 1855 bis 1860 für ihre Sammlungen ein Museum am Marienplatz. 1860 bezog die Gesellschaft das eigene Haus, das jetzige Senckenberg Museum für Naturkunde Görlitz, und setzte nun unter weitaus besseren Bedingungen ihre Tätigkeit mit Ausstellungen, Vorträgen etc. fort. 1862 erhalten Vortragende ein Honorar von zwei Thalern. 1896 werden erstmals bei Vorträgen Projektionsbilder vorgeführt. Daraufhin stieg die Zuhörerzahl merklich. 1904 wurde die elektrische Beleuchtung im Vortragssaal eingeführt. Zur Unterbringung der umfangreichen Sammlungen erwarb die Naturforschende Gesellschaft im Jahr 1934 das ehemalige Gewerbevereinshaus, das heutige Humboldthaus in Görlitz. Es war bis dahin Sitz der Görlitzer Freimaurerloge „Carl Wiebe zum ewigen Licht“. 1945 musste die Tradition der Naturforschenden Gesellschaft zu Görlitz unterbrochen werden. Bis dahin existierten neben der Gesellschaft zu Görlitz in der Oberlausitz mehrere wissenschaftliche Gesellschaften, z. B. die Naturforschenden Gesellschaften Isis in Bautzen und Kamenz, die verschiedensten Humboldtvereine und die Oberlausitzische Gesellschaft der Wissenschaften. Die Naturforschende Gesellschaft zu Görlitz war zu jener Zeit eine der bedeutendsten Gesellschaften ihrer Art in Deutschland. Schon seit 1827 erschien alljährlich deren Zeitschrift „Abhandlungen der Naturforschenden Gesellschaft zu Görlitz“. Nach dem Zweiten Weltkrieg setzte das Staatliche Museum für Naturkunde Görlitz die Reihe als „Abhandlungen und Berichte des Naturkundemuseums Görlitz“ fort. Verbot 1945 bis zur Wiedergründung 1990 Nach 1945 bis in die politische Wendezeit war die naturwissenschaftliche Arbeit naturkundlicher Gesellschaften in der DDR deutlich erschwert oder für private Vereinigungen unterbrochen. Wiedergründung 1990 bis heute Die Naturforschende Gesellschaft der Oberlausitz e.V. wurde am 22. September 1990 (wieder-)gegründet und beruft sich auf die historischen Wurzeln der Naturforschenden Gesellschaft zu Görlitz, deren prominentestes Mitglied Alexander von Humboldt war, 222

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