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Handlungskonzept zum nachhaltigen Wirtschaften im LK GR - Langf.

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Handlungskonzept zum nachhaltigen Wirtschaften im Landkreis Görlitz - Langfassung

Nachhaltiges

Nachhaltiges Wirtschaften im Landkreis Görlitz 2018 auf die Kandidatenliste gesetzt – statt, womit sich die Informations- und Meldepflicht der Unternehmen an Komplexität zunimmt 43 . Zusätzlich werden die europäischen RoHS-Richtlinien ausgeweitet, wodurch die Liste der zu beachtenden Gefahrstoffe in der Elektro- und Elektronikindustrie wächst 44 . Für Produzenten und Zulieferer in der Automobilindustrie verschärft die neue Abgasnorm für Kraftfahrzeuge ab dem 01. Januar 2021 den zulässigen Höchstwert für Neuzulassungen von Stickoxidemissionen durch Einbeziehung von Messwerten im praktischen Fahrbetrieb 45 . Die Europäische Kommission hat außerdem vorgeschlagen die zugelassenen Höchstwerte für CO 2-Emissionen von Fahrzeugen bis 2030 um 30 % zu senken 46 und überprüft bis Ende 2019, ob auch die Obergrenzen der Feinstaubbelastung herabgesetzt werden sollen 47 . Nicht nur im Bereich der Energiewende gilt es, auch aus vermeintlichen regionalen Defiziten und Herausforderungen bestmögliche Potenziale abzuleiten. Dabei lohnt vor allem ein Blick auf sich ändernde gesellschaftliche Rahmenbedingungen. So verweisen vorliegende Studien auf einen gewissen Wertewandel der Beschäftigten gerade in den jüngeren, nach 1980 geborenen Kohorten. Demnach nimmt gesellschaftlicher Mehrwert und Sinn einer beruflichen Tätigkeit – wie bspw. dem Beitrag zu Klima- und Umweltschutz – einen höheren Stellenwert bei der Berufswahl ein als in Vorgängergenerationen. Außerdem stellen Freizeitaspekte und die Vereinbarkeit von Familie und Beruf wichtige Entscheidungsaspekte dar. 48 Das Institut für angewandte Arbeitswissenschaft (ifaa) betont zwar bei alledem, dass der vermeintliche Wertewandel teils überzeichnet wird und Unterschiede bei einem nüchternen Blick geringer sind 49 . Gleichwohl ist ein Wandel am Arbeitsmarkt in verschiedenen Indikatoren 50 zu beobachten und angesichts bestehender Rahmenbedingungen 51 ist ein weiterer Aufstieg an den Stufen der Maslow’schen Bedürfnispyramide naheliegend 52 . Messbar ist dies bspw. dahingehend, dass die durchschnittliche Arbeitszeit von Haushalten mit Erwerbstätigen in Deutschland bis 2011 stieg, seitdem aber wieder rückläufig ist 53 . Sachsen liegt bspw. in der Beteiligung von Vätern in der Elternzeit an der Spitze der Bundesländer 54 . Angesichts der Stärken im Bereich der regionalen Lebensqualität mit unterdurchschnittlichen Lebenshaltungskosten, der guten, sozialen Infrastruktur mit einer hervorragenden Kinderbetreuungsdichte sowie einer kleinteiligen mit- 43 ECHA (2018). 44 Öko-Institut e. V. (2018). 45 EU-Kommission (2018b). 46 EU-Kommission (2017). 47 EU-Kommission (2019). 48 Der sogenannten „Generation Y“ (1980-1994) wird eine stärkere Betonung von Work-Life-Balance mit dem Wunsch nach flexibleren Arbeitszeiten sowie allgemein höhere Anforderungen an den Sinn und den Abwechslungsgrad von Tätigkeiten und an weiche Faktoren anstelle von Verdienstoptimierung unterstellt. Gleichzeitig wird aber ein sehr hoher Wert auf Arbeitsplatzsicherheit gelegt. Mit der quantitativ noch einmal deutlich kleineren, nachrückenden „Generation Z“ (1995-2009) tritt vor allem der Wandel am Arbeits- und Ausbildungsmarkt sowie ein insgesamt wachsender gesellschaftlicher Wohlstand noch stärker hervor. Mit anderen Worten sind dieser Gruppe die demografisch bedingten Fachkräfteengpässe und die sich hierdurch ergebenden Optionen bewusst, sodass Jobsicherheit (wenn auch nicht beim gleichen Arbeitgeber), ein gutes Verdienstniveau und Flexibilität quasi vorausgesetzt werden und sich stattdessen der Wunsch nach einer stärkeren Trennung von Beruf und Privaten sowie längeren Freizeitmöglichkeiten zur individuellen Verwirklichung verstärkt. 49 Vgl. ifaa (2018). 50 Bspw. nimmt die formelle Qualifikation über Männer und Frauen hinweg zu. Ebenso steigt der Anteil von Teilzeitarbeitsverhältnissen, wodurch die Erwerbsbeteiligung zwar tendenziell zu-, die durchschnittliche Arbeitszeit aber abnimmt. Gleichzeitig haben auch die Realeinkommen in den vergangenen zehn Jahren in Deutschland zugenommen, in Sachsen sogar überdurchschnittlich. 51 Die momentan sehr gute Arbeitsmarktlage dürfte sich angesichts der demografischen Entwicklung zugunsten der Arbeitnehmer weiter verbessern und so die Wahrnehmung einer hohen Jobsicherheit mit guten Verhandlungsoptionen gegenüber Arbeitgebern weiter verstärken. Auch das erreichte private Wohlstandsniveau, eine steigende staatliche Abgabenquote sowie gesetzgeberischer Initiativen lassen die Prioritäten auf Seiten der Arbeitnehmer verschieben. 52 Vgl. IW Köln (2016). 53 Vgl. Statistisches Bundesamt: Indikatoren zur Qualität der Arbeit. 54 Bezogen auf alle Elterngeldleistungen lag der Anteil der männlichen Empfänger im Jahr 2015 mit 32% so hoch wie in keinem anderen Bundesland. Der bundesweite Durchschnittswert betrug 26%. Vgl. Statistisches Bundesamt. 22

Nachhaltiges Wirtschaften im Landkreis Görlitz telständischen Firmenstruktur (siehe oben) kann hierin eine Chance für die Region liegen, mit attraktiven Arbeitsbedingungen über das Verdienstniveau hinaus zu punkten und so Rückwanderung in die Region zu befördern. Abbildung 11: Chancen für den Landkreis Görlitz Quelle: Eurostat; Statistisches Landesamt Sachsen; Bundesagentur für Arbeit; Sächsisches Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst; BCG & Prognos (2018); Roland Berger (2018); Kommission „Wachstum, Strukturwandel und Beschäftigung“ (2019); Dar. imreg (2019) Eine ähnliche Ambivalenz des demografischen Trends besteht mit Blick auf den Wirtschaftsfaktor der Gesundheits- und Tourismusbranche, welche im Landkreis einen überdurchschnittlichen Beschäftigtenanteil ausmachen. In den kommenden Jahren werden in Deutschland und Europa die geburtenstarken Jahrgänge in Rente gehen, die im Durchschnitt über hohe Vermögen und Einkommen verfügen werden. Dabei nimmt die Lebenserwartung in Deutschland weiter zu, wobei auch die Aktivitätsphase länger wird bzw. auch die finanziellen Möglichkeiten bestehen, diese zu verlängern. So stiegen in Deutschland seit 2010 die jährlichen Gesundheitsausgaben von 290 auf 357 Mrd. EUR im Jahr 2016 (+23%) 55 . Mit der durch die Demografie und den Wertewandel hervorgerufenen Ausweitung von Freizeit nehmen auch die Möglichkeiten für Urlaube zu. Seit 2010 steigen die Gäste- und Übernachtungszahlen in Deutschland kontinuierlich an, wobei der Zuwachs aus dem Ausland überdurchschnittlich ist. Die Urlaubsausgaben der Deutschen befinden sich laut dem Deutschen Tourismusverband entsprechend auf Rekordniveau 56 . Weiterhin ist zu betonen, dass die Bundesregierung zur Bewältigung des Strukturwandels infolge des politisch gewollten Braunkohleausstiegs Ausgleichsinvestitionen zugesagt hat 57 . Der vorliegende Abschlussbericht der sogenannten Braunkohlekommission listet insbesondere einen beschleunigten und priorisierten Infrastrukturausbau mit geplanten Investitionen in die digitale sowie 55 Vgl. ebd. 56 Vgl. Deutscher Tourismusverband (2018). 57 Vgl. Kommission „Wachstum, Strukturwandel und Beschäftigung“ (2019). 23

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