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Jugendbefragung 2019

5 INTERPRETATION DER

5 INTERPRETATION DER ERGEBNISSE Mobilität Wie die Jugendbefragung ergeben hat, ist das wichtigste Fortbewegungsmittel für die meisten Jugendlichen und jungen Menschen des Landkreises Görlitz das Auto. Für ganz Sachsen zeichnet sich jedoch ein leicht anderes Bild ab. Laut dem 5. Sächsischen Kinderund Jugendbericht sind die am häufigsten genutzten Fortbewegungsmittel folgende: das Fahrrad (46 %), gefolgt vom Bus (45 %), Laufen (40 %), dem Auto (37 %), der Straßenbahn (26 %), Zug / S-Bahn (19 %) und dem Moped / Motorrad (8 %). Zwar wurde der ÖPNV nicht als vordergründiges Hindernis für Beteiligung von den meisten Teilnehmer*innen benannt. Viele junge Menschen wünschen sich aber trotzdem, dass Busse und Bahnen länger fahren (43 % ist dies sehr wichtig, 40 % wichtig). Auch der Ausbau von Radwegen ist erwünscht (41 % sehr wichtig, 39 % wichtig) (Vgl. Sächsisches Staatsministerium für Soziales und Verbraucherschutz 2018, S. 110f.). Im sachsenweiten Vergleich fällt also auf, dass im Landkreis Görlitz der ÖPNV deutlich weniger genutzt wird bzw. das Auto und der Individualverkehr einen deutlich höheren Stellenwert haben. Welche Ursachen das hat, könnte an dieser Stelle nur gemutmaßt werden, da keine Daten zu der Zufriedenheit mit Fahrpreisen und Fahrtzeiten im 5. Sächsischen Kinder- und Jugendbericht vorliegen und somit keine Vergleiche bzw. Schlussfolgerungen gezogen werden können. Jedoch ist hervorzuheben, dass gerade junge Menschen, speziell jene unter 18 Jahren, abhängig von einem bedarfsgerecht geplanten ÖPNV sind, da diese, wie in den Ergebnissen der Jugendbefragung dargestellt, altersbedingt selten oder nie die Möglichkeit haben, ein Auto zu nutzen. Aktuell sind die meisten Teilnehmer*innen der Umfrage, die den ÖPNV nutzen, aber nicht zufrieden mit diversen Punkten (siehe 4.2.1.). Freizeitgestaltung Die Freizeitgestaltung wird bei Jugendlichen des Landkreises eher selten von Jugendclubs, offenen Treffs oder ähnlichen jugendkulturellen Einrichtungen geprägt (19 % nutzen sie sehr selten, 12 % gelegentlich und 12 % regelmäßig). Jedoch liegt der Anteil der Nutzer*innen über dem Bundesdurchschnitt, den andere Befragungen ergeben. In der Shell Jugendstudie gaben z.B. nur 4 % aller Teilnehmer*innen an, ihre Freizeit mit Jugendtreffs zu gestalten (vgl. Shell Deutschland Holding GmbH 2015, S. 113 Abb. 3.1). Viele Jugendliche verbringen ihre Freizeit anders und / oder an anderen Orten (siehe 4.2.4). Die schon in der Darstellung der Ergebnisse angesprochene Gegensätzlichkeit, nämlich, dass Jugendliche, die die Möglichkeit haben, Jugendeinrichtungen zu besuchen, diese eher selten wahrnehmen und die Jugendlichen, die diese Möglichkeit nicht haben, einen ausgeprägten Wunsch nach diesen haben, lässt sich an dieser Stelle aber nicht aufheben. Wobei anzumerken ist, dass die Nutzung von solchen Einrichtungen und das Wissen um das Vorhandensein dieser natürlich zusammenhängen. Daraus folgend und gerade, weil offenbar nur eher wenige Jugendliche benannte Einrichtungen nutzen, ergeben sich für Jugendclubs, -treffs und -kulturzentren folgende Problemlagen: a) benannte Einrichtungen haben Probleme, Nachwuchs zu finden und daraus folgend b) benannte Einrichtungen werden überaltern oder sind bereits überaltert. 38

5 INTERPRETATION DER ERGEBNISSE Jugend- und Soziokultur steht vor allem für Freizeitangebote und Orte, an denen sich unterschieldiche Menschen treffen und austauschen sowie aktiv einbringen und Verantwortung übernehmen können. Dies sind wichtige demografische Haltefaktoren (vgl. Landesverband Soziokultur Sachsen e.V. 2018). Vor allem der ländliche Raum braucht junge aktive Bürger*innen. „Eine Studie der Hochschule Zittau kommt zu dem Ergebnis, dass eine Investition in „Angebote für Jugendliche (Freizeit und der Kultur) und deren Partizipation“ (Gabler u.a. 2016, S. 31) förderlich für ein Rückkehrverhalten nach einem ausbildungsbedingten Wegzug ist. Dies gilt ebenso für junge Familien, wenn sie in ihrer eigenen Jugend positive Erfahrungen mit Selbstwirksamkeit machen konnten (ebd. S. 31ff.).“ (Arbeitsgemeinschaft Jugendfreizeitstätten Sachsen e.V. 2019, S. 35). Gerade deshalb ist es wichtig, Jugend- und Soziokultur zu fördern. Auch was die Freizeitgestaltung außerhalb von Jugendeinrichtungen angeht, scheinen die bestehenden Angebote landkreisweit nicht bedarfsgerecht zu sein. Im Planungsraum 5 scheinen junge Menschen noch die höchste Zufriedenheit mit vorhandenen Freizeitangeboten zu haben, da hier „nur“ 70 % den Wunsch nach mehr Angeboten äußerten. Diese Zahl ist immer noch beträchtlich hoch, aber, wie in Punkt 4.2.2.5 dargestellt, im Vergleich zu anderen Planungsräumen die niedrigste. Es sind nicht immer vordergründig kommerzielle Angebote, die von Jugendlichen und jungen Menschen gewünscht werden, sondern vor allem kostenlose Möglichkeiten der Freizeitgestaltung (genauer siehe 4.2.1). Anmerkung Es ist für die Interpretation anzumerken, dass sich die Planungsräume in den Ergebnissen grundlegend nicht stark unterscheiden, nur an Stellen, die im vorliegenden Bericht besonders hervorgehoben wurden. 39

Jugend / Bildung

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Strategie / Planung