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Schlussbericht 2014/2015

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www.nachbarsprachen-sachsen.eu

3 Vorwort Grenzen haben

3 Vorwort Grenzen haben einerseits natürlich etwas Trennendes, zum anderen erwecken sie – gerade auch bei Kindern – Neugier. Was und wer ist dahinter? Wie spricht der andere jenseits der Grenze? Womit beschäftigt er sich, hat er ähnliche Interessen? Neugier ist letztlich der beste Anlass, die Welt und ihre vielfältigen Erscheinungen zu entdecken. Neugier wird zum Anlass, gewissermaßen zum Enzym der Bildung. Der Sächsische Bildungsplan geht davon aus, Kindern durch lebendige Anregungen Lust zu machen zu forschen, Neues zu entdecken, im Spiel Neues auszuprobieren. Welch ein Potenzial dabei die Begegnung mit Kindern aus dem Nachbarland mit der anderen Sprache hat, erleben Erzieherinnen und Erzieher, aber auch Eltern in den rund 65 Kindergärten im grenznahen Raum, die regelmäßige Kontakte zu Einrichtungen im Nachbarland pflegen und nachbarsprachige Angebote machen, immer wieder. Die Sächsische Landesstelle für frühe nachbarsprachige Bildung ist nun seit einem Jahr in Görlitz tätig und legt mit dem vorliegenden Bericht eine beachtliche Bestandsaufnahme vor. Sie zeigt zum einen, dass es viele zum Teil schon bewährte Aktivitäten im Bereich der Nachbarsprachen gibt. Zum anderen ist dieses Feld auch sehr bunt und mitunter stark abhängig von individuellen Initiativen der Fachkräfte. Der hier vorliegende Bericht ist die bisher umfassendste und vollständigste Erfassung auf diesem Gebiet. Für die akribische und fleißige Arbeit gebührt den Mitarbeiterinnen der Landesstelle Dank und Anerkennung. Im Weiteren soll es nun darum gehen, fachliche Unterstützung für die Ausgestaltung des Austauschs, der Begegnungen und der sprachlichen Angebote zu geben. Es gilt, ein Nachbarsprachlernkonzept zu erarbeiten und mehr Kontinuität in die Aktivitäten zu bringen. Dazu bedarf es sowohl der Fachlichkeit derer, die den Kindern den Weg zur Nachbarsprache weisen, als auch der materiellen und ideellen Unterstützung durch die Träger der Einrichtungen auf beiden Seiten der Grenze. Zu danken ist jetzt schon den Städten und Gemeinden ebenso wie den freien Trägern, die dieses grenzüberschreitende Lernen seit langem ermöglichen oder sich dazu auf den Weg machen. Für die nächste Etappe der Arbeit der Landesstelle wünsche ich den Mitarbeiterinnen gutes Gelingen, ein lebhaftes Echo aus den aktiven Kindertageseinrichtungen und kräftige Unterstützer. Arnfried Schlosser Referatsleiter Kindertagesbetreuung im Sächsischen Staatsministerium für Kultus

4 „Gesellschaftliche und individuelle Mehrsprachigkeit sind die großen Herausforderungen des 21. Jahrhunderts in Europa. Durch Migration und Globalisierung der Wirtschaft sind alle europäischen Staaten auf dem Weg zur Mehrsprachigkeit. Der Erwerb von Sprachkenntnissen ist nicht mehr länger eine akademische Frage. Sie ist ein essentieller Bildungsauftrag für jeden. Die Grenzregionen haben hier eine große Bildungschance. Hier ist Sprachenlernen in einem authentischen Verwendungskontext möglich. Kinder erwerben dadurch Lernstrategien, die sie im Sinne des lebenslangen Lernens immer wieder einsetzen können. Diese Bildungschance muss im Mittelpunkt jeder Bildungspolitik stehen und professionell verwirklicht werden.“ Dr. Thomas Vogel (Mitglied des Expertenbeirats „Frühe nachbarsprachige Bildung in Sachsen“) Einführung Die besondere Förderung des Erlernens der Nachbarsprachen Polnisch bzw. Tschechisch in den Grenzregionen des Freistaates Sachsen ist von grundlegender (bildungs-)politischer Bedeutung und im Regierungsprogramm 1 festgeschrieben: Die Möglichkeit der alltäglichen Begegnung mit den polnischen bzw. tschechischen Nachbarn und Nachbarinnen, ihrer Sprache und Kultur macht die sächsischen Grenzregionen nicht nur zu einem besonderen „Lernort“ mit spezifischen Chancen und Potenzialen für den Erwerb von Schlüsselkompetenzen. Darauf abgestimmte Bildungskonzepte tragen dazu bei, Toleranz und regionale Verbundenheit zu fördern und den hier beheimateten Menschen interessante Arbeits- und Lebensperspektiven vor Ort zu eröffnen. Gleichzeitig leisten sie damit einen wichtigen Beitrag zur Entwicklung des vorrangig ländlich geprägten, strukturschwachen sächsischen Grenzraums als Nahtstelle zu den europäischen Nachbarländern. Für eine kontinuierliche und systematische Förderung des Erlernens der Nachbarsprachen bedarf es im Freistaat Sachsen eines wissenschaftlich fundierten und nachhaltig wirkenden Nachbarsprachlernkonzeptes für den sächsischen Grenzraum, das auf die spezifischen Bedingungen und Möglichkeiten des „Lernorts Grenzregion“ methodisch-didaktisch abgestimmt ist und durchgängige Bildungslinien Polnisch/Tschechisch über alle Bildungsphasen im Sinne der Anschlussfähigkeit erworbener Kompetenzen ermöglicht. Dem alltagsintegrierten Frühstart in das Nachbarsprachenlernen bereits in den Kindertageseinrichtungen (Kitas) kommt darin eine Schlüsselrolle zu. Mehrsprachig aufzuwachsen bietet dabei nicht nur eine wertvolle Basis für gelingende Bildungsbiografien. Inzwischen belegen auch Forschungsergebnisse, dass eine methodisch gut umgesetzte frühe mehrsprachige Förderung Kindern hilft, Sprachkompetenz nicht nur in der Fremdsprache, sondern auch in der Muttersprache zu entwickeln. 2 1 Sachsens Zukunft gestalten. Koalitionsvertrag 2014 bis 2019, S. 14 2 SMK (2009)

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