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Wer kommt? Wer geht? Wer bleibt?

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Eine Studie zur Verbesserung der Verbleibchancen qualifizierter Frauen im Landkreis Görlitz

und Bedingungen vertraut

und Bedingungen vertraut zu machen und zu binden; + + Kommunikation und Vernetzung der Studierenden aller Fachrichtungen befördern (als Ressource für die berufichen Qualifikationen und Kontakte zu einheimischen Anbietern, aber auch zur Unterstützung des Partnermarkts); + + Wunsch nach Mobilität und Urbanität der Angehörigen dieser Kohorten annehmen und übersetzen (z. B. durch fexibles Semesterticket Ostsachsen, Dresden/Breslau und Liberec für diejenigen mit Wohnort im Landkreis); + + stärkere Wahrnehmung, Anerkennung und Einbindung der innovativen und experimentierenden Szene in der Region, sowohl im Bereich der wirtschaftlichen Unternehmensgründungen wie im zivilgesellschaftlichen Sektor (z. B. über die Schaffung von Nachfrage, Förderung, Unterstützung der Vernetzung); + + wirtschaftliches Potenzial des Standortes Görlitz und der anderen Mittelstädte in der Region heben. 5.2.3 „Phase des kritischen Bleibens“ (30- bis 40-Jährige) Unter den höher Qualifizierten dieser Altersgruppe befinden sich kaum noch Frauen und Männer, die die Region nie verlassen haben bzw. nicht zu- oder zurückgewandert sind. Die berufliche und persönliche Entwicklung der Akteurinnen und Akteure fand an unterschiedlichen Orten in unterschiedlichen geographischen, oft auch sozialen Räumen statt, bevor sie in die Region (zurück) kamen (Studium, Beruf, Partnerschaften, Zivilgesellschaft). Zentrales Rückkehr- oder Bleibemotiv der Zugezogenen ist das private Glück: Mit der Familie und Kindern sind sie sesshaft geworden. Diese Bindung trägt. Dabei sehen insbesondere qualifizierte Frauen ihre beruflichen Möglichkeiten sehr kritisch. Neben prekärer Beschäftigung und befristeten Verträgen arbeiten sie häufig auf Stellen, die ihren beruflichen Qualifikationen oder ihrem Wunsch nach Weiterentwicklung nicht entsprechen. Statt persönlicher Entfaltung und Entwicklung dominieren Marginalisierungs- und Prekarisierungserfahrungen ihr Berufsleben. Die Wahrnehmung der Region als Experimentierort der autonomen Entwicklung und individuellen Gestaltung hat sich nunmehr umgekehrt: Verunsicherung und Enttäuschung erleben Unternehmerinnen wie weibliche Beschäftigte. Ihre Bleibeorientierung basiert also oft nicht auf regionalen Vorzügen, sondern auf persönlichen Bindungen in und durch die Familie und Freundeskreise: „Ich könnte mir auch vorstellen, ebenso glücklich woanders zu leben“ (Unternehmerin). Handlungsempfehlungen + + Vorhandene Vielfalt stärker kommunizieren, organisieren und durch Aktive repräsentieren + + Binnenimage verbessern durch konsequente Einbindung der Anwesenden. Bereits vorhandenes Potenzial wahrnehmen und dieses Potenzial in Strukturen überführen + + Frauen aus der Unsichtbarkeit befreien und Kristallisationspunkte schaffen; ihre Tätigkeiten und berufichen Leistungen anerkennen und gezielt in die Entwicklungsplanung und –gestaltung der Region einbeziehen; so etwa als Wissens- und Erfahrungsträge rinnen, von denen die Gruppe der potenziell Zuwandernden und Rückkehrenden profitieren kann (z. B. über Kampagnen) + + Diskriminierung und Herabwürdigung von Frauen publik machen und sanktionieren + + verstärkt Instrumente der geschlechtersensiblen und familienorientierten Personalentwicklung anwenden (u. a. Dual Career, geschlechtersensible Verwaltung) + + Förderung von Projekten, Initiativen, Netzwerken und Vereinen, die sich mit den Proble men der Entwicklungsperspektiven dieser Generation und insbesondere der Frauen beschäftigen (z. B. öffentliche Symposien und Alumni-Veranstaltungen an beiden Standorten der Hochschule) + + Verbleibperspektiven konkretisieren und in Programme und Arbeitsschritte übersetzen (z. B. Fachkräfteallianz, Wirtschaftsinitiative Lausitz, IHK-Aktivitäten, Personalentwicklung der Hochschule oder des Landratsamtes) 5.3 Verbesserung der Verbleibchancen qualifizierter Frauen – Handeln empfohlen! Abschließend sollen die wichtigsten übergreifenden Empfehlungen noch einmal gebündelt werden. 1. Mobilität akzeptieren Zunächst einmal muss akzeptiert werden, dass „Wandern“ gerade in der Jugend- oder jungen Erwachsenenphase selbstverständlich ist und Chancen und Potentiale bietet: Das Gehen und sich andernorts Umsehen erweitert den Horizont, generiert neues Wissen, trägt zu Kreativität und Innovationsfähigkeit bei. Insofern sollte ein Abwanderungswunsch akzeptiert werden, gleichzeitig Abgewanderten, die an einer Rückkehr interessiert sind, tatsächlichen Rückkehrerinnen und Rückkehren und vor allem auch „Zugezogenen“ ohne hiesige Wurzeln signalisiert werden, dass in der Region Platz für sie ist, dass sie gebraucht und geschätzt werden, dass sie willkommen sind. 2. Zielgruppen identifizieren Grundsätzlich haben alle, die Verantwortung für den Landkreis und dessen Entwicklung tragen, die Aufgabe (zitiert nach Weber 2016) • im Landkreis Heimische, „Da-Aufgewachsene und Da-Bleibende“ durch „sichernde Maßnahmen“ zu halten, indem ihnen Entwicklungschancen geboten werden, • potentielle Rückkehrerinnen und Rückkehrer, Abgewanderte und auch nur vorübergehend Abgewanderte durch „Rückbindemaßnahmen“ anzusprechen, was auf die Bedeutung von Information, Service und Netzwerken verweist, • Rückkehrerinnen und Zugezogene durch „Integrationsmaßnahmen“ anzusprechen in Gestalt einer ausgebauten Willkommenskultur • sowie sich an Abwanderungsbereite und „Bilokale“ oder Teilzeit-Anwesende zu wenden, also an Frauen, deren Wohnsitz oder Arbeitsplatz sich außerhalb der Oberlausitz befindet. 3. Schrumpfung gestalten Abwanderung und Schrumpfung haben gegenüber 1990er Jahren ihr „Gesicht“ verändert. Dynamiken und Faktoren sind komplexer geworden: u. a. Abflachung und Beschleunigung je nach soziogeographischer Lage, Siedlungsform, Kohorten- bzw. Lebenslaufposition, Geschlecht, Bildung/Qualifikation, Arbeit und Freizeit. Darauf abgestellte Politiken, konkrete Programme und Maßnahmen sollten Folgendes in die strategische Gestaltung aufnehmen: • Die Oberlausitz erscheint als besonderer Raum zwischen abgeschnittener Peripherie mit relativ starkem Oberzentrum (dem oberzentralen Städteverbund Bautzen – Görlitz – Hoyerswerda) und grenzüberschreitender Öffnung mit Zukunftschancen. • Arbeitsmarkt und Erwerbstätigkeitschancen bleiben zentrale Faktoren – werden aber besonders bei Hochqualifizierten und Frauen durch die Bedeutung von Lebenswelt, Sozialbeziehungen und öffentlicher Wohlfahrt gebrochen. • Die Gestaltung von Postwachstum und Schrumpfung stellt eine zentrale Aufgabe auch auf regionaler und lokaler Ebene dar. • Notwendig ist die Verknüpfung von klassischem Regieren wie Administration und Partizipation mit multisektoraler Governance und Selbstorganisation, sowie Vernetzung der Akteure – unter Einschluss von Hochschule, Bildungsträgern, neuer Wirtschaft. 4. Nur Wollen gewinnt Erfolgreich kann nur das werden, was sich die involvierten Akteurinnen und Akteure als Themen und Handlungsschwerpunkte selbst setzen. Dies gilt für Frauen wie Männer im Landkreis – als Bürgerinnen und Bürger ebenso wie für sie als Mitglieder in relevanten Organisationen. Handlungsempfehlungen aufzuzählen reicht nicht, sie müssen durch die Verantwortlichen selbst in Handlungsaufträge überführt werden: Was wollen wir erreichen? Wen wollen wir ansprechen? Wie gehen wir vor? 5. Es kommt anders als man(n) denkt Frauen wie Männer erkennen sehr wohl die Vorteile, mit denen der Landkreis aufwarten kann. Nun gilt es, beiden Geschlechtern diese Vorteile auch zugänglich zu machen und sie gemeinsam zu gestalten. Erst durch partizipative und kommunikative Praxen können Potenziale entfaltet werden, die der gemeinsamen Sache dienen. 6. Mut zum Geschlecht! Unsicherheiten im Umgang mit geschlechtersensiblen Themen können abgelegt werden. Feminismus ist keine Frage von Geschlecht, sondern von Haltung. Diskriminierung und Marginalisierung von (aktiven) Frauen kann nicht im Sinne der Verantwortlichen in der Region sein. Um die Partizipation und Identifikation von Frauen in allen Lebensbereichen des Landkreises zu fördern, müssen Verantwortliche Maßnahmen entwickeln, die der bestehenden Benachteiligung und Ungleichbehandlung entgegenwirken. 7. Informieren, Kommunizieren, Vernetzen: Analoge und digitale Plattformen für qualifizierte Frauen „F wie Kraft“ (I) - Netzwerk für qualifizierte Frauen Während in der Forschungsphase im Milieu der Selbstständigen und unternehmerisch tätigen Frauen selbstaktivierte Netzwerke entstanden und ihre Vertreterinnen auch im Rahmen der Forschungswerkstätten systematisch eingebunden waren, blieb die Gruppe der angestellten qualifizierten Frauen stärker im Verborgenen. Um die unterschiedlichen Gruppen aktiver Frauen miteinander in Beziehung zu setzen, sollte ein Netzwerk initiiert werden, um gemeinsame Interessen auszuloten und den Bedarf nach Vernetzungswünschen zu erkunden. Auch hier konnte mit aktiven Frauen kooperiert werden. In Zusammenarbeit mit dem KoLABORacja e. V. fand das 1. Netzwerktreffen für qualifizierte Frauen im Landkreis Görlitz statt. Über 90 Frauen wurden eingeladen, fast 50 haben sich auf die Einladung zurückgemeldet, und 30 Frauen trafen sich zum gemeinsamen Frühstück. Die Frage, ob ein Netzwerk wünschenswert sei, wurde ausschließlich bejaht und erste Ideen für Formate und neue Treffen ausgetauscht. Ein Newsletter dokumentiert die Begegnung und bündelt erste Informationen. 32 33

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